Die Geschichte des Mainburger Schäfflertanzes
Die Wurzeln des Schäfflertanzes liegen bekanntlich in München.
Im Jahr 1517 wütete dort der Legende nach die Pest auf grauenhafte Weise. Als die schreckliche Seuche endlich abklang, trauten sich die verängstigten Bürger dennoch nicht aus ihren Häusern. Zu groß war bei den Menschen die Furcht sich anzustecken. Da hatte ein wackerer Schäffler, genannt „Meister Martin“, die Idee, „die Leute, statt mit ihnen zu jammern und zu wehklagen, durch ein lustiges Schauspiel aufzuheitern“. Zur Erinnerung an diese schwere Zeit wurde die Darbietung der Schäffler auch später wiederholt und schließlich zu einem festen Brauch, der seit 1702 belegt ist. Um Schäfflertänzer zu werden, bedurfte es einiger Kriterien zu erfüllen: „Schäfflertänzer darf nur sein, wer von ehelicher Geburt, ledig, Schäfflergehilfe und kein Brillenträger ist!“ Gar nicht mal so einfach – und heute gelten sie zum Großteil auch nicht mehr.
Eine der bekanntesten Darstellungen des Schäfflertanzes, ist das berühmte Glockenspiel am Marienplatz, das an diese Notzeiten erinnert. Ein jeder Münchner und die Besucher der Stadt müssen gesehen haben, wenn zur Mittagszeit die Figuren zu tanzen beginnen und die Zuschauer in ihren Bann ziehen.
Im Laufe der Zeit hielt der Schäfflertanz auch in weiteren Gemeinden Bayerns Einzug und gelangte 1889 durch Vinzenz Söckler nach Mainburg. Hier besteht der Tanz aus sieben kunstreichen Bildern: die lange Laube, die geschlossene Laube, die offene Laube – auch Sommerhaus genannt – , das Kreuz, die kleinen Kreise, der Schlangentanz und zum Schluss die Krone. Seit 2012 folgt bei besonderen Anlässen auf die Krone auch noch die sogenannte „Spenger-Laube“ als achte Figur.
Ein weiterer wichtiger Part, ist das Reifenschwingen, welches auf den Tanz folgt. Die Kunst besteht darin, zwei hölzerne Reifen, in die Schnapsgläser gestellt sind, in harmonischen Figuren durch die Luft zu wirbeln und um die Finger kreisen zu lassen, ohne dass dabei ein einziger Tropfen verschüttet wird. In Mainburg hat sich dies mittlerweile zu einer wahren Kunstform entwickelt. Eine Besonderheit der Mainburger Schäffler sind die Fasslkasperl. Mal sind sie zu zweit, mal zu dritt und immer ist es ihr Ziel die Bevölkerung zum Lachen zu bringen, den Stadtvätern den Spiegel vorzuhalten oder den jeweiligen Tanzbesteller zu „derblecken“, aber nie zu genieren oder gar bloß zu stellen.
2012 konnten die Mainburger Schäffler die 18. Saison „ihres Schäfflertanzes“ feiern. Ein jeder Schäffler und auch so mancher „Schäffler-Verrückte“ kann nachvollziehen wie schwer einem zumute wird, wenn es am Faschingsdienstag nach dem letzten Tanz vor dem Rathaus heißt: „… auf Wiederseh’n bis in sieben Jahr!“